Gedicht für Amsterdam

 

 

Wir kamen über die gewundene Autobahn-

            Kaugummi zwischen den stumpfen Zähnen- wir suchten

nach einem Parkplatz im Armenviertel.

 

Wir stolperten über deine Straßenknie’,

            die uns den Weg in den Abend zeigten,

an deinen gewundenen Linien glitten wir lautlos dahin.

 

Weit aufgerissene Augen im Zwielicht fremder Gesichter,

            plötzlich waren wir zu Gast in Afrika-

plötzlich dampften auf der samtenen Haut dieser Nacht

 

grelle Farben der Zukunft:  eisig & klirrend

            wehte der Wind durch deine Grachten,

an jenem Abend habe ich freiwillig den Winter geküßt.

 

Eins-zwei-drei, so kam es über mich, diese Augen

            quollen glibbernd aus ihren Höhlen

in der hintersten Ecke des Coffee-shops.

 

Nach dem zweiten Bier dann stimmte der Rhythmus wieder,

            nach dem zweiten Bier war alles wieder gut,

wir zahlten und gingen hinaus in die Nacht.

 

In der Küche eines Freundes, unterm Dach

            eines seltsam vertrauten Alltags

warteten wir schweigend auf das Ende der Nachtschicht.

 

Die auf vier Stockwerke verteilte Freude

            einer geistig veredelten Kargheit

sprach zu uns in fremder Sprache:

 

„Hier wurde der Frieden in Mauern gezwungen,

            hier öffnete sich der Marktplatz in die Welt,

hier haben die Epochen nur einen Namen: Amsterdam.“

 

In jener Nacht sollte ich traumlos schlafen

            mit einer gleißenden Harmonie zwischen müden Knochen,

in jener Nacht wurde mein Augenkörper weich wie Wasser.